Ryan Gosling gegen ein Jugendverbot seines neuen Films
24.01.2011
Ryan Gosling war alles andere als begeistert, dass sein neuer Film Blue Valentine (USA 2010) wegen einer Sexszene zensiert oder als nicht jugendfrei eingestuft werden sollte.
Der 30-jährige Schauspieler legte Einspruch ein, als die Altersfreigabe für das Beziehungsdrama, für das er mit Michelle Williams vor der Kamera stand, in den USA auf NC-17 (sprich auf "No one 17 and under admitted", dem deutschen "ab 18 Jahren" Pendant) hochgesetzt werden sollte, wenn eine Szene, in der das Paar Oralsex hat, nicht entfernt würde.
Sex zu real?
"Dieser Prozess ist frustrierend", regt Gosling sich jetzt im Interview mit dem Shortlist Magazin auf. "Sie sagen dir nicht warum, es gibt keine Diskussion, sie sagen dir nur, welche Szene geschnitten werden muss. Und wenn man dann diese Altersbeschränkung erhält, kann es nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden, man kann keine Werbung in Zeitungen haben und ihn nur in großen Städten mit Programmkinos zeigen." Für ein junges Publikum sei sein Film zugegebenerweise zwar nicht, "aber diese Altersbeschränkung bedeutet gewissermaßen, dass niemand deinen Film zu sehen bekommt", beschwert sich der ursprünglich aus Ontario/Kanada stammende Star.
Die Szene, so Gosling weiter, sei außerdem nicht überflüssig, da sie die "Konsequenzen" von ungeschütztem Sex aufzeige. "Michelles Charakter hat Gelegenheitssex, wird schwanger und bringt das Kind zur Welt. Das beeinflusst den Rest ihres Lebens", erklärt der Darsteller aus Wie ein einziger Tag die wichtige Rolle, die Sex in dem Film spielt. "Der Gedanke, dass Eltern nicht wollen, dass ihre Kinder die Auswirkungen und Konsequenzen von Sex sehen, kommt mir seltsam vor. Der Film verherrlicht nichts, er entmystifiziert."
Gosling gesteht aber auch, dass die Szene wahrscheinlich zu real wirke. "Es war uns wichtig, dass man das Gefühl hat, dass man Leuten beim Sex zuschaut und nicht nur eine Sexszene guckt. Um ehrlich zu sein war das wahrscheinlich der Grund, warum wir in Schwierigkeiten gekommen sind."
Puppenliebhaber und Jurist...
Eine sehr reale Umsetzung einer filmischen Idee fand sind schon in einem Spielfilm von Regisseur Craig Gillespie, Lars und die Frauen (2007), in dem Ryan Gosling den titelgebenden, zurückgezogenen Büroangestellten Lars spielt, der in der ausgebauten Garage des ehemaligen elterlichen Anwesens untergebracht ist. Im Haupthaus wohnen sein Bruder Gus (Paul Schneider) und dessen schwangere Frau Karin (Emily Mortimer). Die Freude des Ehepaares bei der Ankündigung von Lars' neuer Freundin fällt ebenso deutlich aus, wie die anschließende Verblüffung beim ersten Kennenlernen: Lars' neue Liebe Bianca ist nicht nur wie für ihn gemacht - das Problem, das sein Umfeld damit hat: sie wurde für ihn gemacht!
Neben dem spannenden juristischen Duell zwischen angeklagtem Anthony Hopkins und Staatsanwaltsgehilfe Ryan Gosling (Das perfekte Verbrechen, ebenfalls 2007) und einer wunderbar romantischen Nicholas-Sparks-Romanverfilmung (Wie ein einziger Tag, 2004 mit damaliger Lebensgefährtin Rachel McAdams) hatte Gosling schon zu Beginn seiner Karriere keine Berührungsängste mit sperrigen Filmfiguren: So spielte er 2003 in State of Mind einen jungen Mann, der aus scheinbar heiterem Himmel und ohne großen Anlass den autistischen Bruder seiner drogensüchtigen Freundin ermordet.
Pädagoge und Faschist...
2001 verkörpert er in Inside a Skinhead einen in New York lebenden Mann, der sich zwischen seiner Faszination zum Neo-Faschismus und seiner jüdischen Identität hin und her gerissen fühlt. 2006 ist er in der Rolle eines High-School-Lehrers zu sehen, der sozial benachteiligten Schülern eine Perspektive aufzeigen will, privat jedoch mit Drogen aus der Realität flüchtet: Half Nelson
Sie sehen: Es gibt als Zuschauer die unterschiedlichsten Charaktere mitzuerleben, wenn man sich Goslings Spielfilme aus nunmehr einem Jahrzehnt Filmgeschichte ausleiht. Und vielleicht ist ja auch eine Anregung für Sie darunter, für einen baldigen (mehr oder weniger skandalträchtigen) Filmabend mit Ryan Gosling.